Händigkeit wird definiert als Manifestation des bevorzugten Gebrauchs der dominanten Hand und ist Ausdruck der motorischen Dominanz der contralateralen Hemisphäre (vor allem der funktionalen Aktivierung des contralateralen primär-motorischen Kortex). Händigkeit wird wahrscheinlich multifaktoriell vererbt und die Handdominanz steht schon bei der Geburt fest.
Neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es wesentlich mehr Linkshänder gibt, als bisher angenommen, wobei die Dunkelziffer der umgeschulten Linkshänder wohl immer noch
hoch ist. Vereinzelt sind auch umgeschulte Rechtshänder möglich, vor Allem, wenn ältere Geschwisterkinder linkshändig sind.
Mit 10 – 20 Lebensmonaten manifestiert sich die Händigkeit bei einem Großteil der Kinder schon deutlich, sichtbar v. a. beim Greifen, Essen, Spielen und Halten von Gegenständen.
Wünschenswert bei der U6 wäre eine Eintragung in das Vorsorgeheft wie z. B.
Eltern von linkshändigen Kindern sollte erklärt werden, dass Linkshändigkeit normal ist und die Kinder in ihrer Händigkeit gefördert werden sollen. Vor Umschulungsversuchen muss
gewarnt werden. Außerdem sollte auf sinnvolle Gebrauchsgegenstände für Linkshänder hingewiesen werden, die Eltern ihren Kindern dann zur Verfügung stellen sollten. Kinder mit wechselndem
Handgebrauch dürfen in ihrem Handgebrauch nicht beeinflusst werden und Gegenstände sollten ihnen immer mittig angeboten werden.
Mit 4 – 5,5 Lebensjahren hat sich der Gebrauch der rechten oder linken Hand bei den meisten Kindern stabilisiert, sichtbar wie oben oder beim komplizierteren Hantieren, beim Gebrauch
von Werkzeugen und Stiften und bei anspruchsvolleren feinmotorischen Tätigkeiten. Wünschenswert bei der U8 wären Eintragungen in das Vorsorgeheft, wie z. B.
Bei eindeutiger Händigkeit sollte Eltern und Kindern frühzeitig eine lockere Schreibhaltung mit schreibvorbereitenden Übungen gezeigt werden, da sich falsche Handlungsabläufe wie das Schreiben
schnell automatisieren und zu Fehlhaltungen führen können. Bis zum Beginn der Einschulung sollte die Händigkeit festgelegt sein. Kinder, die in diesem Alter noch keine eindeutige
Handdominanz zeigen, die angeblich „Beidhänder“ sind, sind häufig eindeutig umgeschulte Linkshänder oder Kinder mit perinatalen zerebralen Schädigungen der dominanten Hemisphäre und daraus
resultierenden Teilleistungsstörungen.
Bei noch wechselnder Händigkeit in diesem Alter sollte dringend eine ausführliche, seriöse, professionelle Händigkeitsuntersuchung (kein Kurztest) durch zertifizierte
Linkshänder-BeraterInnen nach Methodik Dr. Johanna Barbara Sattler durchgeführt werden.
Therapieangebote bei unklarer Händigkeit
Rückschulung bei eindeutig umgeschulter Händigkeit
Rückschulung bei Kindern bis maximal zum 10. Lebensjahr. Mit Beginn der Pupertät finden so umfangreiche Veränderungen statt, dass eine Rückschulung nicht stattfinden sollte.
Rückschulungen von Erwachsenen sind möglich und bei großem Leidensdruck auch sinnvoll, sollten aber nicht unter Erfolgsdruck stattfinden.
Öffentlichkeitsarbeit
Z. B. Informations- und Fortbildungsveranstaltungen für ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen
Schreiblernkurse für linkshändige Kinder
Das wichtigste Ziel der Arbeit der Linkshänder-BeraterInnen ist das Verhindern von Umschulungen linkshändiger (in Einzelfällen auch rechtshändigen) Kindern auf ihre nicht dominante Hand, um mögliche
funktionale, nicht vollständig wieder rückgängig zumachende Hirnschädigungen zu vermeiden!
Primäre Umschulungsfolgen können sein:
Mögliche daraus entstehende sekundäre Umschulungsfolgen können sein:
Minderwertigkeitskomplexe, Unsicherheit, Zurückgezogenheit, Überkompensation (durch ständig erhöhten Leistungseinsatz), Trotzhaltung/Widerspruchsgeist (Imponier-/Provokationsgehabe),
Verhaltensstörungen, Bettnässen, Nägelkauen, Emotionale Probleme bis ins Erwachsenenalter mit neurotischen und/oder
psychosomatischen Störungen, Störungen im Persönlichkeitsbild.
Die beschriebenen Umschulungsfolgen können selbstverständlich auch bei nicht umgeschulter Händigkeit auftreten und durch verschiedene cerebrale Funktionsstörungen hervorgerufen werden.